Presseartikel: Schweizer Bauer

«Ich wollte nicht allzu viel Haut zeigen»

Bald ist sie an der Reihe. Ihr Herz klopft, ihre Hände sind feucht. Unter den Jeans und dem Pullover trägt sie ihren Bikini. Sie will später nicht in Unterwäsche dastehen. Sie fühlt sich wohler mit dem Kleidungsstück, mit dem sie im Sommer in der Badi ist.

Bruder war auch im Bauernkalender

Sie geht auf und ab in dem kühlen Neubau in Immensee SZ. Werde ich dort drin frieren? Was werden mich fragen, wird es unangenehm sein, werden sie mich wollen? Diese Fragen stellte sich Aglaja von Wyl, als sie am Casting für den Bauernkalender teilnahm. Das ist nun fast ein Jahr her. Mittlerweile sitzt sie am Küchentisch auf dem elterlichen Hof in Schwarzenbach bei Beromünster LU. Vor ihr liegt der Bauernkalender 2024. Der Monat Februar ist aufgeschlagen. Dieses Bild ziert sie.

«Das Casting stellte sich als angenehm heraus, die Stimmung war locker, ich fühlte mich wohl und fror nicht in meinem Bikini», erzählt sie. Und sie habe ein gutes Gefühl gehabt. «Mein Bruder Heiri war 2022 im Bauernkalender, darüber habe ich mit der Jury gesprochen. Ich dachte, das sei ein gutes Zeichen. So würde ich ihnen vielleicht noch zusätzlich in Erinnerung bleiben.»

 

«Ich wollte nicht allzu viel Haut zeigen. Ein bisschen natürlich schon, sonst hätte ich mich nicht angemeldet. Aber letztlich bekam ich ziemlich viel Stoff und damit fühlte ich mich wohl», sagt die 21-Jährige. Auch ihr Freund sei beruhigt gewesen, dass sie nicht zu leicht bekleidet auf dem Bild sei. Am Fotoshooting für den Kalender hat sich aber gezeigt, dass das Outfit ein paar Tücken hatte, doch dazu später mehr.

Landwirtschaftsbezug

Eine Bedingung, die jemand erfüllen muss, um im Bauernkalender zu erscheinen, ist der Bezug zur Landwirtschaft. Den hat von Wyl zweifelsohne. Sie ist mit zwei älteren Brüdern und einer jüngeren Schwester in Schwarzenbach auf dem Hof aufgewachsen, auf dem sie jetzt noch in ihrer eigenen Wohnung mit ihrem Freund wohnt. Ihre Eltern führen den Schweinemastbetrieb mit 17,5 Hektaren. Einer ihrer Brüder ist gelernter Landwirt. Er wird den Betrieb dereinst übernehmen.

Da ihre Eltern noch jung sind, wird er aber zunächst einen eigenen Betrieb pachten. Aglaja von Wyl hilft, wenn ihre Eltern oder der Bruder sie brauchen. Sie ist jedoch mittlerweile Fachangestellte Gesundheit und wird dieses Jahr die Fachhochschule besuchen, um sich zur Pflegefachfrau weiterzubilden. Sie arbeitet im Kantonsspital Luzern in Sursee LU. Sie sei sehr zufrieden mit ihrem Beruf.

 

Gern in Rolle geschlüpft

Es gab aber einen Moment, in dem sie überlegte, einen Berufsweg in die Landwirtschaft einzuschlagen. Ihre älteren Brüder hatten ursprünglich beide nichts Bäuerliches gelernt. Es war nicht klar, ob jemand den Betrieb übernehmen würde. Also überlegte sie nach der obligatorischen Schulzeit, ob das etwas für sie sein könnte. Da entschied sich aber der eine Bruder, doch noch Landwirt zu lernen, und der andere begann ein Agronomiestudium.

Wie von Wyl heute erzählt, war das gut für sie. Sie hatte keine Verpflichtung und konnte ihren Beruf frei nach ihren Interessen wählen. Für den Bauernkalender ist sie aber gern in die bäuerliche Rolle geschlüpft. Und so ging sie nach dem Termin bei der Schneiderin ans Fotoshooting auf einen Hof in Kerns OW.

Knabbernde Geissen

Sie sollte vor ein paar Ziegen auf deren Krippe sitzen. Das tat sie. Ungezwungen lächelte sie in die Kamera. Alles lief gut, bis die Tiere Gefallen an ihr fanden. Sie stiessen sie mit den Köpfen, leckten sie an den Armen und vor allem schmeckte ihnen das Kostüm. Sie begannen ausgiebig an von Wyls Rock zu knabbern. Die Stylistin musste immer wieder eingreifen. «Dann ist es aber doch recht schnell gegangen und das Bild war im Kasten», erzählt von Wyl. Sie blickt auf ihr Foto. «Ich bin sehr zufrieden damit.» Es sei eine spannende Erfahrung gewesen, die sie gern machen wollte. Deshalb hat sie sich überhaupt zum Casting angemeldet.

Es ging ihr mit ihrer Teilnahme nicht darum, einen Beitrag zu leisten für ein verjüngtes, sexy Image der Landwirtschaft. «Ich denke, der Kalender ist vor allem in bäuerlichen Kreisen bekannt. Und da braucht man sich ja nicht für ein besseres Image einzusetzen.» Dass ihr Bild im nächsten Monaten in vielen Ställen und Garagen hängen wird, beschäftigt sie nicht.

«Ich wusste, dass es so sein würde, als ich mich bewarb, denke aber nicht richtig darüber nach», sagt sie. Auch vor negativen Reaktionen fürchte sie sich nicht. Ihr Umfeld habe gut darauf reagiert. Einzig ihre Grosseltern wüssten wohl gar nichts von der Teilnahme. «Sie werden es jetzt wohl im ‹Schweizer Bauer› lesen», sagt sie und lacht.

Bitte geben Sie die Zeichenfolge in das nachfolgende Textfeld ein

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.